An Pfingstmontag durfte die Gemeinde St. Laurentius Donaustetten das 40-jährige Kirchweih-Jubiläum der Kirche “Zur Heiligen Familie” feiern.
Hier die Predigt von PR Christoph Esser:
Mein Rückblick steht unter dem Motto:
„Nichts ist so beständig, wie der Wandel.“
Denn auch in einer Kirche, in der sich scheinbar nichts verändert, gibt es und gab es den mutigen Wandel.
Für uns heute unvorstellbar: In dem Jahr, als unsere Kirche gebaut wurde, wurden erstmals Mädchen als Ministrantinnen offiziell vom Vatikan zugelassen!
Für Veränderungen in der Kirche braucht es Offenheit für den Geist Gottes
und es braucht prophetische Menschen, die die Zeichen ihrer Zeit erkennen.
1976 übernahm solch ein Mensch, der damalige Pfarrer von Dellmensingen, Josef Mendel,
von dem betagten Pfarrer Ruf die Laurentiusgemeinde- als Pfarrverweser oder Administrator, wie wir heute sagen würden.
Sehr engagiert setzte er sich gemeinsam mit den damaligen Kirchengemeinderäten dafür ein, die Kirche auf die Zukunft vorzubereiten.
In Donaustetten war das Pfarrkonto leergeräumt, nach der Turm- und Dachsanierung der Barocken Kirche und dem Neubau des Pfarrhauses war man sogar verschuldet! Und doch war klar: Donaustetten braucht eine größere Kirche.
Keinen preiswerten Fertigbau, sondern etwas Besonderes – eine moderne Kirche sollte es werden, die die vielen Neuzugezogenen ansprechen würde, die aber auch den Alteingesessenen gefallen müsste.
Ein Bürger spendete großzügig den Baugrund unter der Bedingung, dass der Kirchenbau schnell, innerhalb von 3 Jahren begonnen wird. Es gab Basare, Geldscheinwerfergottesdienste und einige der heute anwesenden Gemeindemitglieder waren sogar als Bettelprediger in fremden Kirchen unterwegs. Und der Ambo (hier) wurde vom Sportverein gesponsert.
Der Neuanfang der Kirche in Donaustetten sollte auch durch einen neuen Namen deutlich werden: Unter den vielen Vorschlägen wie: Herz Jesu, Nikolaus von der Flühe oder zu den Heiligen Engeln entschied sich der KGR für die Idee von einem gewissen Jürgen Feind –
„Zur heilige Familie“ sollte die Kirche heißen.
Als nächstes wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, den der Friedrichshafener Hanns Schlichte gewann. Dieser Architekt spendete übrigens hier vorne das bunte Fenster.
Im Oktober 1979 wurde unter der Leitung des damaligen KGR-Vorsitzenden Langer die Baugrube ausgehoben. Der „Kieskarle“ spendete seine Steine für das Fundament und im Juni 1980 konnte Dekan Dietrich Omonsky den Grundstein legen und ganz Donaustetten ein schönes Richtfest feiern.
Der Grundgedanke der Kirchenkonzeption war damals schon für alle sichtbar: Eine Gottesburg für die Menschen und ein göttliches Himmelszelt über den Menschen. Unten hat die Kirche eine burgähnliche Ummauerung, fast fensterlos, darüber erhebt sich eine schwerelose Holzdachkonstruktion , die an ein Zelt erinnert und die über dem Altarraum und über dem schwebenden Holzkreuz in einer dreidimensionalen Glaskuppel gipfelt.
Die Kirche wurde mit 1,2 Millionen D-Mark geplant – dafür bekommt an heutzutage gerade noch eine halbe Orgel! Am Ende kostete sie aber mehr als das Doppelte.
Und dann, am 24.5. 1981 bei der Konsekration der Kirche goss es in Strömen. Bischof Moser besprengte die Kirche zusätzlich außen und innen mit gregorianischem Wasser. In den Altar wurden die Reliquien zweier römischer Katakombenheiligen eingelassen und es wurden auf ihm Flammopfer dargebracht, und die Seitenwände wurden mit Chrisam gesalbt. Anschließend wurde ein festlicher Gottesdienst mit der Cäcilia unter der musikalischen Leitung von Winfried Späth gefeiert.
Und schon vor 40 Jahren wurde, wie heute, auch dem Putzfrauenteam gedankt, da die Bodenfliesen schon, obwohl sie noch neu waren, durch die Bauarbeiten sehr gebraucht aussahen. Und es gab wegen dem Boden einen unvergessenen Streit in der Gemeinde, der kurze Zeit später von Schwester Andrea aus Südafrika in einem Brief aufgegriffen wurde. Diesen Brief habe ich heute als Tageslesung ausgewählt, da er so klug und schön ist:
Lesung aus dem Brief der Schwester Andrea an die Donaustetter
Liebe Schwestern und Brüder,
„wisst ihr nicht, dass ihr Tempel des Heiligen Geistes seid?“
Sagt uns der Hl. Paulus. Und so ist es nur recht und würdig, dass wir nicht nur den Tempel aus Stein auf Hochglanz polieren, sondern unser Herz, den wahren Tempel, zu einem würdigen Ort für Gott bereiten.
Ja, ich glaube sagen zu dürfen, dass wir unsere Kirche durch uns selbst Wärme geben, und dass der Glanz nicht von der Marke des Bodenwachses abhängt, sondern von der Seelenhaltung und Heiligkeit der lebenden Steine!